"Ich ... Ich gehe nicht zur Schule. Ich arbeite, bei einem
Rechtsanwalt." Gott sei Dank, ich kann sprechen. Meine Stimme klingt fast normal.
"Du arbeitest? Hmnrm ...Wie lange schon?" Offenbar sind sie im Etzel arbeitende Jugendliche nicht gewöhnt.
"Schon über ein Jahr."
Hinter dem Tisch wird geflüstert. Ich erkenne die Stimme einer Frau. Dann stellt mir die tiefe Stimme einige Fragen über meine politische Einstellung. Wann ich mich entschieden habe, mich dem Etzel anzuschließen. Ob ich dessen Ziele kenne. Ob ich bereit bin, Gefahren auf mich zu nehmen.
"Du hasst die Araber?" Die Stimme klingt gelangweilt, das
scheint eine Routinefrage zu sein.
"Nein", sage ich.
Sofort merke ich, dass ich einen Fehler gemacht habe. Plötzlich herrscht Schweigen im Raum. Ich verfluche mich selbst. Warum habe ich nicht einfach gesagt, dass ich die Araber hasse? Jetzt werden sie mich nicht aufnehmen!
"Und die Engländer, hasst du die?"
"Nein!" Wieder kommt die Antwort wie von selbst. Jetzt ist alles verloren. Ich spüre, dass man mich von der anderen Tischseite mitleidig anschaut. Wie einen Kranken, dem ein wichtiges Körperteil fehlt.
Ich werde ins Kreuzverhör genommen. Ich versuche, ihnen
meine unausgegorenen Gedanken zu erklären. Die Engländer
müssen vertrieben werden. Auch die arabischen Efendis muss man verjagen. Dann könnte man sich mit den einfachen Arabern arrangieren und mit ihnen einen Staat gründen. Ich stottere, verhaspele mich, verachte mich selbst. Nach einer halben Stunde lassen sie mich gehen. Ich fühle mich wie ein ausgewrungener Putzlappen.
Am nächsten Vormittag erscheint in meinem Büro ein schwarzhaariges Mädchen und gibt mir einen Zettel. "Du hast am kommenden Sonntag, um zwanzig Uhr null-null, an dem bekannten
Ort zu erscheinen, ordentlich gekleidet. Losung: Rosh Pina."
Sabbatabend. Es istViertel vor acht. Ich spaziere mit Rivka die Allenby-Straße entlang. Ich trage den einzigen guten Anzug, den ich besitze - das Ergebnis meiner Ersparnisse von einem halben Jahr.