Hauptaufgabe besteht jetzt darin, in andere Jugendorganisationen einzudringen und dort Untergrundzellen zu gründen. Nacheinander bin ich Sportler im "Maccabi", Seemann im "Zevulun"

und Jugendleiter in der "Zionistischen Jugend".

Der Irgun versorgt mich nur mit wenig Informationsmaterial. Meistens muss ich mich auf meine eigenen Erkenntnisse verlassen. Gelegentlich merke ich, dass es Unterschiede gibt zwischen der offiziellen Meinung des Irgun und dem, was ich in seinem Namen verbreite. Aber ich verdränge meine Zweifel.

Eines Tages marschiere ich mit der "Zionistischen Jugend" in einer Massendemonstration der Jugendbewegungen. Ich habe vergessen, worum es ging. Das Gesetz über Landkäufe oder ein Einwandererschiff, das nicht festmachen durfte. Die "Institutionen des Jishuv" haben einen Streik ausgerufen. Wir tragen eine Fahne und viele angeberische Transparente, an deren Parolen kein Mensch glaubt. Neben dem muslimischen Friedhof, am Strand, halten einige Persönlichkeiten inhaltsleere Reden. Sie sehen geradezu armselig aus und keiner von uns beachtet sie. Einer, kleinwüchsig mit großer Nase, tanzt fast vor Begeisterung. Er fuchtelt mit den Armen in der Luft und seine Stimme überschlägt sich. Er verspricht einen Krieg bis zum letzten Blutstropfen.

"Schwätzer", schimpft Srulik, einer der zionistischen Jugendlichen, der in meinem Notizbuch als Haganah-Mitglied geführt wird. "Immer reden sie, tun aber nichts!" "Die Haganah müsste was tun", bemerke ich, wie nebenbei. "Was kann man tun, wenn diese Alten an der Spitze stehen?", antwortet er verzweifelt. Ich merke mir die Bemerkung, um sie in meinen nächsten Bericht aufzunehmen.

Der hysterische Anführer senkt plötzlich seine Stimme und bittet, die Fahnen und Transparente zusammenzufalten. Wir singen die Hatiqva4 und werden gebeten, uns langsam zu zerstreuen.

"So ein Skandal", schimpft Srulik.

"Komm! Lass uns was anstellen", schlage ich vor.

"Was können wir schon machen?", fragt er skeptisch. Ich weiß, dass die Haganah ihren Mitgliedern verboten hat, Unruhe zu stiften. Auch der Irgun hat uns untersagt, an Demonstrationen teilzunehmen.

Ich halte die Fahne in der Hand. Ich falte sie nicht zusammen. Mit der Fahne über unseren Köpfen marschiere ich auf die Ben-

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