brauchten, weil wir etwas haben wollten, dem wir uns unterordnen konnten, um ein Ziel für unser Leben und einen Zweck für unser Tun zu haben?

Abends ist die ganze Kompanie, die 7. Kompanie, in die BiluSchule geladen. Die Wache am Tor vernachlässigt ihre Aufgabe. Im Saal sitzen etwa achtzig Jungen und vierzig Mädchen - die Abteilungen 25, 26 und 27 des Irgun. Als ich reinkomme, tobt die Diskussion in allen Ecken.

"Dein Rasiel ist ein ekelhafter Typ!", schreit der kleine Blonde von der Montefiori-Schule. "Eben ein Agent des britischen Geheimdienstes ..."

"Du Arsch!", blafft Joske ihn an. "Wie kannst du es wagen, so zu reden?"

"Hat er uns nicht losgeschickt, jüdische Kommunisten zu denunzieren? Ja oder nein? Hat er diese Juden nicht der britischen Soldateska übergeben? Ja oder nein?"

"Was regst du dich auf? Diese Kommunisten sind Feinde des

Zionismus und Agenten der Russen. Auch dein Jair5 ist ein fremder Agent, nur nicht der Russen, sondern der Nazis, der Faschisten!"

"Was verstehst du davon, du blöder Esel? Die Deutschen haben Frankreich erobert. Weißt du, was das heißt? Die Deutschen werden den Krieg gewinnen! Und mit den Italienern kann man sich arrangieren. Die sind überhaupt nicht antisemitisch und haben Interesse an einem jüdischen Staat."

"Aha! Avraham Stern will jetzt also ein kleiner Mussolini werden, was?"

"Idiot! Jabotinsky6 hat gesagt, er würde auch mit dem Teufel paktieren, wenn der uns helfen würde."

"Ach-tung!", ruft Joram. Aus Gewohnheit springen wir auf, stellen uns auf, stehen stramm.

Ehud, der Kompaniechef, nimmt die Meldung entgegen. Sein

hübsches Gesicht sieht verwirrt und traurig aus. So stelle ich mir einen Kommandanten nach einer Niederlage vor. Er teilt uns mit, dass er das Kommando über die Kompanie an einen anderen

übergeben hat, der von der Führung der neuen Organisation der "Nationalen Militärorganisation in Israel" unter dem Kommando von Avraham Stern - bestimmt wurde. Wir sollen in den

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