(5. Mose 20, 14)
Die Bauchschmerzen werden stärker. Mir ist übel. Ich habe aber nichts im Magen, was ich auskotzen könnte.
Seitdem ich vor acht Tagen aufgehört habe zu essen und zu
trinken, sammeln sich die Magensäfte und verursachen mir Obelkeit. Tagsüber wird mir ein dünner Schlauch eingeführt, um die Flüssigkeit abzupumpen. Abends nimmt der Arzt den Schlauch heraus. Mein Magen soll sich daran gewöhnen, normal zu funktionieren. Aber es scheint so, als wolle er nicht.
Ich versuche, es auszuhalten. Ich will keine Unruhe verursachen. Und ich habe auch Angst vor dem Schlauch. Vor allem aber befurchte ich, dass mein Zimmernachbar wieder zu schreien anfängt, wenn die Schwester ins Zimmer kommt.
"Schwester!"
Ich kann nicht mehr. Mein Magen dreht sich. Als wäre ich besoffen oder seekrank. Wenn ich nur kotzen könnte!
Rachel kommt ins Zimmer. Ihre Augen sind rot vor Müdigkeit. Sie wirft einen Blick auf den anderen Verwundeten. Er blickt uns stumm an. Schläft er? Oder ist sein Bewusstsein in einer anderen Welt, die wir nicht kennen?
"Tu mir einen Gefallen", bitte ich sie. "Ich fühle mich schrecklieh! Ich brauche den Schlauch."
"Lass den Unsinn", sie lacht mich aus. "Du kannst nur nicht schlafen und es ärgert dich, dass der Doktor in Ruhe schläft."
"Sei ein braves Mädchen", bitte ich sie und lächele trotz der Schmerzen. "Wenn ich hier rauskomme, werde ich dir einen riehtig schönen Kuss geben."
"Versprochen?"
"Versprochen!" Sie lacht und geht den Arzt holen. Ich mag sie, weil sie mich auslacht, als sei ich ein Gesunder, der zum Spaß einen Patienten simuliert.