vernichtet. Also wird dieser Krieg andauern, mit Unterbrechungen, bis wir sterben. Oder bis die Russen oder die Amerikaner die ganze Region erobern.
"Ihr habt keine Ahnung", erklärt Sancho. Er ist enttäuscht, weil wir ihn nicht ernst nehmen. "Bringt euer Essgeschirr und haltet die Klappe!" Wir sitzen im Kreis in dem verdreckten Raum und futtern die Hühner.
"Wisst ihr was?", denke ich laut. "Wir essen die Hühner. Dann werden die Araber uns töten und begraben. Unsere Leichen werden die Maisfelder düngen. Den Mais werden dann wieder die Hühner fressen und dann kommt ein neues Bataillon und wird wieder die Hühner essen." "Bitte!", brummt Sancho und beißt genussvoll in einen fleischigen Hühnerschenkel. "Erzähl was Lustigeres."
"Einer muss schnell fertig essen und mit Joker tauschen", erinnert Sancho. Wir haben schließlich Dienst. Das Gebäude ist das letzte im Dorf und von hier aus übersieht man die Straße nach Ramie. Wir haben draußen eine eher bedeutungslose Sperre aufgebaut. Ein Mann hält Wache.
"Ich hab ganz vergessen, es euch zu erzählen", sagt plötzlich Zuzik. "Ihr ahnt nicht, was im Dorf los ist. Wir sind die einzigen, die Dienst haben. Alle anderen Kompanien durchstöbern die
Häuser. Die Kompanie von Scheike hat das Haus eines Arztes entdeckt. Ich sage euch - ein Traum. Sie haben zwei Klaviere beschlagnahmt, wunderschöne Ölbilder, Sessel, Füllfederhalter, alles. Das ist ein richtig reiches Dorf!"
"Verflucht sei der Chinese!", platzt Kebab heraus. Der Chinese ist unser Kompaniechef, der ein mongolisches Gesicht hat. "Immer übernimmt er die blödesten Aufgaben. Immer sind wir beschäftigt, während die anderen ihr Vergnügen haben."
Nach dem Essen bin ich an der Reihe, durch das Dorf zu spazieren. Ich sitze auf dem Fahrrad, das wir morgens gefunden haben. Es wurden viele Fahrräder gefunden. Denn eigentlich ist dies kein Dorf, sondern eher eine kleine Vorstadt, deren Bewohner immer nach Ramie und Lod2 zur Arbeit fuhren.
Im ganzen Ort sind Einheiten verstreut. Die Leute rekeln sich in Sesseln, geschmückt mit unterschiedlichsten Kopfbedeckungen, Dolchen und Schwertern. Andere Kameraden zeigen stolz Uhren und Füllfederhalter.