Denn ein lebender Hund ...

(Prediger 9, 4)

Ich habe Durst. Ich habe Durst.

Eigentlich habe ich nicht wirklich Durst. Die Flüssigkeit, die durch die Schläuche in die Venen meines Beines fließt, beinhaltet alles, was mein Körper braucht. Ich habe nur dieses Bedürfnis, ein paar Schluck zu trinken, obwohl der Schlauch, der in meiner Nase steckt, die Flüssigkeit sofort wieder herauspumpen würde.

"Sei nicht dumm", sagt mein Kopf dem Körper. "Das ist Einbildung. Welchen Sinn macht es, Wasser zu trinken, das sofort wieder rausgepumpt wird?"

"Einbildung oder nicht", antwortet mein Körper. "Wer bist du, dass du das beurteilen kannst? Habe ich nicht schon vieles getan, was völlig unsinnig war? Waren Zigaretten nötig? Oder Wein? Habe ich nicht oft auf der Wache geschlafen, obwohl ich gar nicht wirklich müde war? Ich habe das Bedürfnis zu trinken, und ich möchte dem nachgeben."

"Sei doch kein Waschlappen. Du weißt, dass du nicht trinken darfst."

"Warum nicht? Wenn der Schlauch im Magen steckt, darf ich

trinken, soviel ich will. Die Pumpe leert den Magen sowieso sofort wieder."

"Du darfst nicht trinken. Denn der da drüben wird es sehen und wieder schreien."

"Der da schläft."

"Das bildest du dir ein. Wenn du dich nur bewegst, macht er sofort die Augen auf."

"Ich muss trinken. Sonst werde ich verrückt!"

"Du bist rücksichtslos. Das ist alles. Wenn der dich trinken sieht, wird sein Durst gereizt. Das ist Quälerei. Folter. Du darfst nicht trinken!"

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