"Der andere ist mir egal. Der soll zum Teufel gehen. Ich habe meine eigenen Sorgen!"

"Schäm dich. So über einen Sterbenden zu denken."

Ich versuche, mich zurückzuhalten. Aber allein das vergrößert den Durst. Ich muss trinken. Ich muss einfach.

"Du hast gut reden. Es ist leichter, ein edles Gewissen zu sein, als ein menschlicher Körper."

Ich schließe mit mir selbst einen Kompromiss: Ich werde meine Hand ganz langsam zum Glas bewegen. Wie in den Nachtübun-

gen, wenn du auf jemanden zurobben musst, um ihm ein Messer zwischen Hals und Schulter zu stoßen. Wenn er aufwacht, werde ich mich nicht mehr bewegen, wie eingefroren.

Ich horche. Sein Atem schnarrt noch immer wie eine kaputte

Säge. Ob er doch schläft? Ich bewege meine Hand ganz langsam in Richtung Glas. Noch 30 Zentimeter. Noch 20. Da, gleich ...

Plötzlich bewegt der andere seine Lippen, seine Augen sind geöffnet. Er sagt kein Wort. Nur seine Lippen bewegen sich. Wie ein Fisch auf dem Verkaufstresen. Er hat meine Hand gesehen. Er ist wach.

Zu spät. Ich kann nicht mehr zurück. Ich greife das Glas und führe es zum Mund. Etwas tropft daneben auf mein Hemd.

Egal.

Ich trinke in großen Schlucken und stelle das Glas wieder hin. Luftblasen steigen im Gefäß auf, das über meinem Kopf hängt. Ah, was für ein Genuss, das kalte Wasser im Magen zu spüren, und sei es nur für einen kurzen Moment.

Der andere starrt mich an. Immer noch bewegt er seine Lippen. Mir scheint, sie sind blau.Vielleicht ist es aber auch nur das abgedunkelte Licht.

O Gott! Er soll doch wenigstens etwas sagen. Er soll schreien, dass die Wände wackeln. Nur diese schreckliche Bewegung soll er lassen und den Blick von mir abwenden!

Was kann ich tun? Ich kann diesen anklagenden Blick nicht

ausstehen. Möchte er mich bestrafen? Oder will er mich in den Wahnsinn treiben? Habe ich denn Schuld? Ich habe dich nicht in diesen Krieg geschickt. Hörst du? Ich habe keinem gesagt, man soll dich in deinen letzten Stunden so quälen. Von mir aus kannst du einen ganzen Eimer Wasser trinken und dann vergnügt sterben.

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