eine Straße. Wo ist dieser Hügel? Ich weiß es nicht. Ich liege auf dem Boden und ein schwarzer Sudanese robbt auf mich zu. Ich erkenne sein Gesicht, will davonlaufen. Aber ich kann nicht. Bin ich tot? Vielleicht gelähmt? Der Sudanese robbt langsam, nach allen Regeln der Feldübung. Er lächelt. Nein, das ist kein Lächeln. Eine Kugel hat sein Gesicht von Ohr zu Ohr zerfetzt. Und das Loch sieht aus wie ein lachender Mund. Ich kenne den Sudanesen. Fünf Tage lang lag er an der Straße zum Kibbuz. Aufgedunsen und stinkend. Einer der Männer, die die Stellung 125 verteidigten. Jetzt ist er gekommen, um Rache zu nehmen. Jemand hat ihm erzählt, ich hätte ihn umgebracht. Ich weiß, dass ich mich retten kann, wenn ich ihm nur beweise, dass ich es nicht war. Aber wie?
Vielleicht war ich es wirklich. Habe ich ihn umgebracht?
Vielleicht war er es - dieses schwarze Etwas, das sich fünf Meter vor mir bewegte und in das ich eine ganze Salve aus meinem Maschinengewehr leerte, genau in dem Moment, als unsere Jeeps mitten in ihre Stellungen hinein und über ihre Schützengräben fuhren?
Noch einen Moment und er wird mich erreichen. Er hat ein
Messer in der Hand. Auch das Messer kenne ich. Es ist mein Messer. Jenes, das ich in al-Chudad gefunden habe. Er legt das Messer an meinen Hals und versucht durchzuziehen. Die Klinge ist
stumpf. Ich hatte vergessen, sie zu schärfen. Er beginnt an meinem Hals zu sägen, als sei es ein Stück Holz. Hin und zurück. Hin und zurück. Es klingt furchtbar. Es pfeift und knattert und kracht ...
Ringsherum explodiert die Welt.
Ich öffne meine Augen und springe im selben Moment aus
dem Graben. Um mich herum dicker, weißer Rauch und der süßliehe Duft von Pulver. Ich renne in die Plantage, ohne mich umzuschauen, halb blind, ohne Bewusstsein. Ich stoße gegen Bäume und Zweige. Ich renne, höre ein scharfes Pfeifen und werfe mich zu Boden, drücke mich gegen die Erde, bis sie mir in Ohren, Nase und Augen dringt.
Die nächste Bombe explodiert, wirft Erde hoch und lässt die Luft erzittern, hüllt die Bäume in dicken Rauch.
"Sanitäter! Sanitäter!"
Jemand schreit. Noch einer. Zwei Verwundete. Der eine ist Nechemja, der Fahrer. Wer ist der Zweite? Jemand rennt. Einer flucht.