rer. Es passierte bei einem GranatenangrifF. Eine Granate fiel in den Graben, in dem er lag. Aber weil der Graben eine Biegung hatte, traf ihn kein Splitter. Als ich ihn sah, war sein Gesicht grüngrau, er konnte weder hören noch sprechen und sein Körper zitterte. Stundenlang.
Die meisten von uns glauben nicht, dass sie getroffen werden können, auch wenn wir 16 Stunden am Tag vom Tod sprechen.
Ohne diesen Glauben würden wir nicht in den Kampf ziehen.
Nur selten beherrscht uns die Angst - wie vor der ersten Schlacht. Es sei denn, es passiert etwas Außergewöhnliches. Wie in jener Nacht, als wir versehentlich mitten in die ägyptischen Stellungen geraten sind, bei Beith Jamal. Oder wenn ein Flugzeug im Sturzflug auf uns niedergeht. Die Angst ist ein schreckliches Gefühl. Es dreht einem den Magen um und lässt den Körper erzittern. Man ist bereit, einen Kameraden im Stich zu lassen, um die eigene Haut zu retten. Die Angst macht einen dumm, lähmt die Willenskraft gerade in dem Moment, in dem man sie am meisten braucht, weil nur schnelles Reagieren das Leben retten kann.
Jetzt spüre ich, dass wir alle erledigt sind. Eigentlich sind wir auch keine Einheit mehr. Nur noch eine zusammengeschrumpfte
Gruppe. In den elf Tagen wurde unsere Zahl halbiert. Einige sind gefallen, andere verwundet, und wieder andere waren einfach fertig und sind verschwunden.
Wir hegen unter den Bäumen und starren Löcher in die Luft. Es ist heiß und stickig. Die Bäume haben nur wenig Laub. Sie geben kaum Schatten. Ich ziehe mein Hemd aus. Es ist dreckig und verschwitzt. Ich habe es zwölfTage lang ununterbrochen getragen.
"He, du Furz, zieh sofort dein Hemd wieder an", brüllt Mussa, der Zugführer, der unter dem Baum neben mir liegt.
"Was hast du?", will ich wissen.
"Willst du, dass wir alle draufgehen?"
Mein Unterhemd war mal weiß. Zwar braucht man eine Men-
ge Fantasie, um die Farbe noch zu erkennen. Aber aus der Luft könnte man es dennoch sehen und wenn die Flugzeuge uns entdecken ... Der Gedanke berührt mich nicht. Das Hemd ekelt mich an. Die Hitze ist schlimmer als der Tod.
"Streite nicht mit diesem Scheißer. Es lohnt sich nicht." Jamus, der neben mir hegt, bewegt seinen Mund kaum, während er redet.