Pflanze? Ich mag landwirtschaftliche Arbeit nicht. Früher, ich war gerade zehn, habe ich ein halbes Jahr in Nahalal2 gearbeitet. Seitdem finde ich diese Arbeit nicht mehr romantisch. Ich kann Pflanzen auch nicht voneinander unterscheiden.
"Ich weiß nicht", denkt Jamus laut, "tote Pflanzen und Früchte sind viel trauriger als eine Leiche. Wenn du das hier siehst, kannst du nicht mehr an Gott glauben."
"Hast du mal an Gott geglaubt?", frage ich neugierig.
"Ich meine nicht irgendeinen lieben Papa im Himmel, der seinen Kindern Bonbons gibt oder sie verhaut, wie es in der Bibel steht. Ich meine eine Art Moral ..."
"Kein Licht am Sabbat anzünden? Oder kein Schweinefleisch
essen?"
"Sei nicht kindisch! Was die Juden eine Religion nennen, ist Quatsch. Eine Ansammlung diverser Aberglauben und Riten. Ich meine eine wirkliche Religion, die dir sagt, was du tun darfst und was nicht."
"Kebab kommt aus einem religiösen Haus", erinnere ich ihn. "Und ich glaube, auch Zuzik."
"Was hat das damit zu tun?"
"Verstehst du nicht, was das alles beweist? Wenn ein Mann wie Kebab jeden Fellachen am Weg ermorden und gleichzeitig religiös sein kann, dann scheiße ich auf die Religion."
"Das beweist nur, dass unsere Religion entartet ist. Aber das beweist auch, dass wir eine neue Religion brauchen! Eine, die uns verbietet, Fellachen umzubringen und Gefangene und Karnele ...", plötzlich fängt er an zu lachen. "Also wirklich, ich wusste gar nicht, dass ich religiös bin. Wir werden hier noch alle verrückt!"
"Ich habe irgendwo gelesen, dass ein Mensch religiös wird, wenn er ahnt, dass er bald stirbt", tröste ich ihn.
Wir gehen zur Sammelstelle zurück.Vielleicht gibt es am Funkgerät neue Nachrichten. Die Kameraden liegen immer noch auf der Erde. Keiner will Nachrichten hören. Wir haben Angst davor.
Heimlich schaue ich auf die Uhr. Noch zwei Stunden. Jamus
holt Kekse hervor, die wir langsam kauen, um uns zu beschäftigen. Die Minuten schleichen dahin. Auch die Kameraden werfen
heimliche Blicke auf ihre Uhren. Um uns zu täuschen, strecken sie