"In einer Woche sind wir alle erledigt", murmele ich.
"Vielleicht werden wir nur verwundet?" Jamus hat einen Hoffnungsschimmer entdeckt.
Verwundung - das ist die große Hoffnung. Es bedeutet Krankenhaus, ein weißes Bett ... Du kommst ehrenhaft fort von der Front und musst dich nicht vor deinen Kameraden genieren.
"Mit etwas Glück kann man am Fuß verletzt werden", sinniert Jamus laut. "Unter dem Knie. Man liegt ein halbes Jahr im Krankenhaus. Die meisten werden wieder ganz gesund."
Unsere Ideale haben sich verändert. Noch vor einem halben
Jahr haben wir uns geschworen: Nur kein Krüppel werden! Besser sterben, als einen Arm oder ein Bein verlieren. Heute ist jeder bereit, Arme, Beine, Augen zu verlieren - wenn er nur am Leben bleibt. "Aber vielleicht weiß der Ägypter nicht, was du willst, und schießt dich in den Bauchnabel oder in die Eier?"
Ich versuche, in meinem Herzen die Ägypter zu verfluchen.
Aber in meiner Fantasie taucht eine ägyptische Kompanie auf. Sie ist armselig, geschrumpft und ihre letzten Soldaten liegen am Boden genau wie wir hier. Sie verfluchen den Krieg mit den
gleichen Worten. Sie haben es sogar schwerer. Denn ihnen fehlt das Gefühl, dass sie in den Krieg gezogen sind, um sich selbst zu verteidigen. Ohne dieses Gefühl wären wir alle längst desertiert.
Plötzlich hören wir einen spitzen, heiseren Schrei. Bei den Jeeps steht Sancho am Funkgerät, wedelt mit dem Mikro und
schreit. Erst glauben wir, er hat einen hysterischen Anfall. Aber einige Kameraden versammeln sich um ihn und dann schreien alle gleichzeitig. Sie stehen nacheinander auf,Tarzan, Nachtsche, Joker, Kebab, Zuzik. Auf ihren Gesichtern tiefer Zweifel. Dann strahlen wir alle wie kleine Kinder.
Der Stab hat gemeldet: Die Waffenruhe ist in Kraft getreten.
Die Waffenruhe findet statt!
Jamus und ich bleiben liegen. Ich spüre eine große Leere. Obwohl uns das Leben geschenkt wurde, wissen wir nicht,
was wir jetzt damit machen sollen. Während der schrecklichen elf Tage lebten wir in völliger Ungewissheit. Wir haben nicht einmal an den nächsten Tag gedacht. Die nächste Woche schien in ferner Ewigkeit zu liegen, von der man träumt, ohne daran zu glauben.