Etwas Merkwürdiges ist passiert. Uns fehlt etwas. Wir wissen nicht, was es ist. Wir horchen. Wir blinzeln mit den Augen und versuchen zu begreifen, was los ist.
Die Kanonen bei Manzuva schweigen.
Für einen kurzen Moment hören wir nur den Schrei von
Sancho. Tarzan legt ihm seine große Hand auf den Mund und der Schrei erstickt. In der ganzen Region ist völlige Ruhe.
Von der anderen Seite des Dorfes, wo der Stab des Bataillons stationiert ist, kommt der Chef herüber. Er strahlt. Er wurde zweimal verwundet und er will demnächst heiraten.
Er hat noch eine letzte Aufgabe für uns. Rund um Manzuva
liegen einige gefallene Ägypter. Man muss sie durchsuchen und eventuell vorhandene Papiere aus ihren Taschen holen. Das ist ein beliebter Job, für den sich viele melden. Auch mein Jeep fährt mit.
Manzuva sieht aus wie ein arabischer Suk in einem Holly-
woodfilm. Gerade wird die Kompanie von Jaschke abgelöst, die den Ort erobert hat. Die Leute lagern auf dem zentralen Platz, um sie herum riesige Haufen Beute. Ein buntes Durcheinander. Die Männer liegen auf Bastmatten zwischen Hockern, Petroleumkoehern, Hühnern, Wasserpfeifen, Schwertern. Dutzende von Ziegen und Schafen laufen herum und machen einen Höllenlärm.
Ich suche den dicken Schmuei. Er schläft neben seinem Ma-
schinengewehr, während Ziegen um ihn herumlaufen und sogar seinen Nacken lecken. Ich trete ihn in den Hintern.
"Wie geht es dir?", fragt er, lächelt, und wieder schließt er die Augen.
״Mensch! Du schläfst? Weißt du nicht, dass wir Waffenruhe haben?", brülle ich in sein Ohr.
"Mmmhhh."
"Waffenruhe! Hörst du? Waffenruhe!" Ich schreie und schüttele ihn.
"Ja", sagt er und schläft weiter. Würde er nach einem Todesurteil und zwei Stunden vor der Hinrichtung die Nachricht seiner Begnadigung bekommen, er würde auch nicht anders reagieren. Ein echter Soldat.
"Lass ihn", sagt einer der vorbeigehenden Zugführer, "die ganze Nacht haben sie das Dorf gestürmt, bis sie es erobert hatten. Und den ganzen Tag über haben sie Gegenangriffe zurückgeschlagen."