Jemand schiebt ein Stück Papier und einen Füller vor meine Nase. "Schreib!" Ich gähne. Das ist die fünfte oder sechste Revolte, an der ich beteiligt bin. Ich kenne den Text auswendig. "Da ich mich der Jeep-Kompanie in der Gewissheit angeschlossen habe, dass dies eine Kommandoeinheit mit besonderen Pflichten und Rechten ist ... bitte ich hiermit um meine Versetzung in die Kommandoeinheit einer anderen Brigade."
Jeder muss seinen Brief selbst schreiben, damit man uns nicht der organisierten RebeUion beschuldigen kann. Die Intelligenten sind schnell fertig. Aber einige können nur mühsam lesen und schreiben. Man muss ihnen jedes Wort einzeln diktieren. Kurz vor Mitternacht ist das Paket fertig. Wir legen es im dunklen Stabszimmer auf den Tisch des Chefs.
Im Bett reden wir weiter. "Was kommt dabei raus?", fragt Jamus.
"Wie immer. Morgen wird uns der Chef zusammenrufen und
mit einem halben Jahr Gefängnis drohen. Dann wird er uns erzählen, dass wir die beste Kompanie der Brigade sind und dass wir nicht blöd sein sollen. Und dann wird er noch sagen, dass er uns übermorgen sowieso drei Tage Urlaub geben wollte."
Es ist nicht leicht, Kommandeur eines Kampfbataillons zu
sein. Er kann uns nicht ins Gefängnis stecken, denn außer uns gibt es im Bataillon keine Veteranen mehr. Und die Brigade kann
ohne unsere Jeepkompanie nicht auskommen. Er kann uns auch
nicht versetzen, und wir wollen auch überhaupt nicht versetzt werden. Sancho hat Recht. Am Ende wird ein Kompromiss ge-
funden.Wir werden wieder brav sein und statt zu Übungen werden wir nette Patrouillen fahren. Das Ganze wird zwei Tage dauern. Ich kann aber keine zwei Tage warten. Ich muss nach Tel Aviv. Morgen.
"Jamus, schläfst du?"
"Nein. Was gibt's?"
"Kommst du morgen mit mir nach Tel Aviv?"
"Dein in Ewigkeit. Wann?"
"Wir hauen nachmittags durch das Loch im Zaun ab, genießen einen Abend in Tel Aviv und kommen morgen früh wieder durch den Zaun zurück. Keiner wird was merken."
"Tajeb3." Er gähnt. "Lass mich schlafen."