Schlucke werden kleiner und langsamer. Um ihn herum herrscht absolute Stille. Sogar die Luftwaffen-Leute am Nebentisch starren schweigend auf die Flasche. Schon nach dem ersten Drittel droht Kebab aufzugeben.Vermutlich wird er nicht einmal die halbe Flasehe schaffen.

"Bist du ein Waschweib oder ein Soldat?", treibt ihn Nachtsche an.

"Vorwärts, vorwärts!", schreit Zuzik, wie auf dem Sportplatz.

Er konzentriert sich, nimmt einige große Schlucke, schafft die erste Flälfte und erreicht fast zwei Drittel, bevor er aufgibt.

"D-d-das ist k-k-k-kein Cognac", stottert er. "Das ist Urin von F-F-F-liegen."

Wir trinken den Rest. Die Flasche geht von Mund zu Mund,

die Flüssigkeit wärmt unsere Herzen. Vier Schlucke reichen, um Zuzik völlig betrunken zu machen, als hätte er zehn Gläser getrunken.

"Ich werde es euch zeigen!", droht er. "Ich werde jeden von euch mit meiner Pistole erledigen."

"Duelliere dich doch mit Kebab", schlägt Nachtsche vor.

Kebab ist genau in der richtigen Stimmung. Er nimmt seine

Waffe und schiebt eine Kugel in die Trommel.

"Haltet ihn fest! Er ist besoffen!", schreit Zuzik entsetzt. Wir lachen und stehen auf. Es ist Zeit zurückzufahren.

Nachts lässt Kebab keinen von uns schlafen. Erst kotzt er bis um zehn. Noch nie habe ich jemanden so viel kotzen gesehen. Wir hatten ihn in einen der Schützengräben gelegt und gemeint, er würde 24 Stunden schlafen. Aber das war eine falsche Hoffnung. Seit Mitternacht hält er Monologe, wie ein Fiebernder. Es sind aber keine Reden. Er singt seinen Text. Immer in der gleichen, eintönigen Melodie. Wie die Betenden in der Synagoge. Oder wie die Koran-Rezitatoren in den arabischen Sendern. Zwei, dreiVerse Singsang. Lange Pause.Wieder zwei, dreiVerse.

"Früher war ich mal ein H e 1 d", singt-betet-jammert Kebab. "Jetzt bin ich nur noch f e ige!"

Große Pause. Wir amüsieren uns, wie im Kino. Nur Zuzik

schläft.

Wir wussten schon immer, dass Kebab in seinem Innersten feige ist. Die meisten Menschen, die mit ihren Untaten angeben,

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