gesehen, der ein Werk der modernen israelischen Literatur liest. Irgendwie ist da nichts, was die jungen Leute reizt. Würden die Schriftsteller mit uns in den kämpfenden Einheiten leben, würden sie merken, wie inhaltsleer und pathetisch ihre Werke sind.

"Komm scheißen!", sagt Jamus.

"Keine Lust", verweigere ich mich. Die Einsamkeit ist wunderbar. Im Militär kann man nicht allein sein. Essen, schlafen, dusehen, lieben - alles wird in Gesellschaft gemacht. Allein sein zwei Männer im Weinberg, für mehrere Stunden die halbnackten Körper in der Sonne wärmen und keinen Finger rühren - das ist das Paradies. Das größte Vergnügen in unserem Leben.

"Sehr komisch", Jamus denkt laut.

"Was denn?"

"Vor zwei Wochen haben wir einen Höllenlärm veranstaltet, nur um hierher zu kommen ..."

Vor zwei Wochen? Seitdem haben wir so gut wie nichts getan Ausguck, Wache, eingraben. Und dennoch haben wir alles satt. Die Front, den ganzen Krieg. Wir haben auch keine Lust, zurückzukehren zum Lehrgang. Den Drill fortzusetzen, Zugführer zu werden. Wozu das alles? Das Leben hat nur einen wahren Sinn in der Sonne liegen, sich nicht bewegen. Die Welt ist ein Haufen Mist. Nein, die Welt ist in Ordnung. Die Menschen sind der Mist. Man müsste alle vernichten und von Anfang an neu beginnen. Vom Affen an ...

"Schau mal, was sich da tut", bemerkt Jamus mit träger Stimme.

Auf der ägyptischen Straße, etwa zwei Kilometer vor uns, bewegt sich eine lange Schlange Fahrzeuge gen Süden.

"Die fahren sicher nach Gaza", meint Jamus.

"Wie denn? Die sind doch eingekesselt."

"Irgendeinen Weg werden sie gefunden haben. Vielleicht über den Strand?"

Mühevoll hebe ich das Fernrohr. Kein Zweifel. Die hauen ab. Das ist schweres Gerät - Kanonen, schwere Mörser.

"Das müssen wir dem Stab melden ..."

"Wozu?"

"Vielleicht kann man ihren Rückzug aufhalten."

"Ist mir doch egal. Wenn sie sich zurückziehen, ist das doch die beste Lösung für die ganze Geschichte. Und überhaupt. Der Stab sieht sie sicher selbst."

390