... und lasse euch aus Gräbern steigen ...

(Ezechiel 37, 12)

Der andere stöhnt. Sein Kopf hängt zur Seite, als hätte er keine Kraft, ihn aufrecht zu halten. Seine Gesichtsfarbe ist dunkler als am Abend. Er sieht bläulich-rötlich aus, wie jemand, der ertrunken ist.

Mir schwirrt ein Gedicht durch den Kopf. Flatternde Seele ... Welches Gedicht war das? Wo habe ich das Lied gehört?

"In dem der Tod ist

Flatternd in seinen Fängen ..."

Worte. Hat der Dichter das Flattern einer Seele in den Fangen des Todesengels gehört? Hat er je in seinem Leben dieses schreckliche Röcheln vernommen? Dieses furchtbare Stöhnen? Warum dürfen Dichter und Schriftsteller über Dinge schreiben, die sie nicht kennen? Warum dürfen sie den Krieg und den Tod bejubeln, das letzte schreckliche Leiden einer armen, hilflosen Kreatur?

Man bestraft die, die gefälschte Medikamente verkaufen oder Händler, die falsche Gewichte benutzen. Warum bestraft man nicht jene, die unsere Seelen mit falschen Worten vergiften?

Der schnarrende Atem füllt den Raum. Einen Moment lang

wird er lauter, wie das Geräusch eines herabstürzenden Flugzeugs, und im nächsten Moment hört er ganz auf. Ich erschrecke und will die Schwester rufen, da kommt der rostig schleifende Ton wieder, endet mit einem langen Seufzer und beginnt von neuem.

Er atmet in Salven. Ein blöder Gedanke, der mir da durch den Kopf geht. Das Atmen eines Sterbenden.

Ich kann nicht mehr denken. Ich muss diesem Röcheln zuhören, das dem Zirpen einer Grille ähnelt. Hat eine Grille eine Seele? Arme, flatternde Seele, die das Leben satt hat, sich aber dennoch nicht davon trennen will.

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