Dieser Regen. Er wird die Stellungen in eine Hölle verwandein. Die Waffen werden mit Schlamm beschmiert sein, und an unseren Schuhen werden wir schwere Klumpen mitschleppen.
Kämpfen im Regen ist eine Erfindung des Teufels.
Jamus steht an der Tür und dirigiert den Gesang. Er hat eine schöne Stimme, und er hört sie selbst gern. Die Männer singen. Was denken sie in diesem Augenblick? Glauben sie, die Front wird romantisch sein? In zwölf Stunden werden sie wissen, dass die Front ein Schützengraben ist, in dem der Schlamm bis an die Knie reicht. In meinem Kopf erscheint ein Bild: Eine Kompanie Rekruten marschiert zum Angriff auf Beith Jamal. Sie singen und jubeln. Etwa hundert junge Männer. Zehn oder zwanzig von ihnen sind aus eigener Kraft zurückgekommen. Andere kehrten in meinem Jeep zurück, blutüberströmt und stöhnend. Andere kamen gar nicht mehr zurück.
Die Lichter des Autos beleuchten ein Stück Stacheldraht und einen durchlöcherten britischen Stahlhelm. Wo sind wir? Natürlieh. Stellung 125. Hier rasten wir in jener Nacht mit unseren Jeeps durch, bevor wir über die Schützengräben der Ägypter fuhren. Am Straßenrand lag ein Toter. Und wir wussten nicht, ob es ein Ägypter ist oder einer unserer Infanteristen.
"Attention!", schreit Jamus. "Passt auf, Leute. Hier hat der große Nachtangriff stattgefunden, der ..."
Wir sind nicht nur Zugführer, sondern auch Politkommissare und Geschichtslehrer. Man muss die Männer integrieren. Es ist eine wichtige Aufgabe. In unseren Stellenbeschreibungen fehlt sie.
Wer war der Soldat, der am Straßenrand lag? Er trug einen englischen Stahlhelm. Einen, wie die Ägypter ihn tragen. Aber im Kampf um die Stellung 125 haben auch unsere Soldaten solche Helme aufgehabt.
Es ist dunkel. Feine Regentropfen, Gesang, die anheimelnde
Wärme einer Jungmänner-Gesellschaft. In mir steigen Worte auf und ordnen sich zu Versen. Eine meiner Jugendsünden. Allerdings habe ich keine poetische Begabung. Ich habe zu früh begonnen, mich mit militärischen und politischen Themen zu befassen. Poesie und Politik passen nicht zusammen. Trotzdem kann ich mich nicht zurückhalten.