"Lauf nicht weg, mein Freund. Hör doch erst mal zu, um was es geht. Es ist eine humanitäre Angelegenheit."

"Eine humanitäre Angelegenheit?"

"Ich brauche ein paar Freiwillige für eine Gedenkfeier."

"Was für eine Gedenkfeier?" Ich hasse Gedenkfeiern! Während des ganzen Krieges habe ich mich vor ihnen gedrückt. "Für wen?"

"Wir pilgern zum Grab von Sancho. In einer halben Stunde

kommen seine Eltern."

"Red keinen Unsinn. Sancho wurde überhaupt nicht begraben. Er ist im Feld geblieben."

"Lieber Freund, du irrst!", seine Stimme wird ganz zart. "Sancho ist ordnungsgemäß nach Religion und Gesetz bestattet worden!" Er nennt eine der Ortschaften in der Nähe.

"Hältst du mich für einen Idioten? Sancho war mein bester Freund. Und ich erinnere mich genau, dass er einer der zwölfVerwundeten war, die in Beith Jalal geblieben sind!"

Fini verliert die Geduld. "Nimm einen Hammer und hau dir

das in deinen Schädel rein: Sancho wurde beerdigt! Wir haben ihm ein schönes Grab bereitet. Wir haben sogar ein Schild draufgestellt."

"Das ist Betrug!"

Er zuckt mit den Schultern. "Bitte sehr. Wenn du dich freiwillig meldest, ihnen zu erzählen, dass Sancho im Feld geblieben ist ... Du hast die Gelegenheit dazu. Die Eltern kommen in einer halben Stunde." Ich bin still. Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass Sancho Eltern hatte.

"Hör zu, mein Lieber", belehrt mich Fini. "Du und ich, uns mag es reichen zu wissen, dass Sancho tot ist. Natürlich haben die Ägypter ihn irgendwo verscharrt. Aber den Eltern reicht das nicht. Eltern brauchen ein Grab."

"Dann bring sie doch zu irgendeinem Hügel Erde und lass sie dort weinen."

"Ich bin Psychologe", erklärt Fini. "Das Wichtigste ist Glauben. Die Eltern werden sich in dem Glauben trösten, dass ihr Sohn dort begraben ist. Das wird ihnen helfen, die Krise zu überwinden, bis sie sich daran gewöhnt haben, dass sie ohne Sohn zurückgeblieben sind."

"Nimm jemand anderen für dieses Theater."

"Sei ein lieber Junge", er klopft mir auf die Schulter. "Ein

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