Quo vadis Israel? Wohin schreitet Israel? Die einen, wie der 95 jährige DovYeremia, meinen auf einen Selbstmord hin, die anderen, die immer noch an den Zionismus glauben, sind überzeugt, dass es ihre historische Aufgabe sei, den Nahen-Osten zu beherrschen und Europa gegen die Barbarei aus Asien zu verteidigen.

Israel ist ein Staat der totalen Gegensätze; es lebt einerseits schon im 21. Jahrhundert und seine mehrheitlich pluralistische, säkulare und hoch entwickelte Gesellschaft blickt nach vorn, aber andererseits hat es seine Füße immer noch im Mittelalter mit einem wachsenden extrem religiösen Bevölkerungsanteil, bei dem das Wort der Rabbiner gilt und diese das öffentliche Leben bestimmen. Diese abgrundtiefen Gegensätze der israelischen Gesellschaft werden aber vom palästinensisch-israelischen Jahrhundertkonflikt total überdeckt und daran gehindert auszubrechen. Uber alles im Lande herrscht die permanente Angst und Hoffnung: Krieg oder kein Krieg.

So war es vor vierzig Jahren. So ist es auch heute. Wie sich die israelische Gesellschaft dennoch in diesen letzten 40 Jahren verändert hat, versucht Uri Avnery in einem neuen Kapitel zu erklären und damit die Brücke in unsere Gegenwart zu schlagen. Ist er hoffhungsvoller als vor vierzig Jahren? Ist er niedergeschlagener?

Sie finden hier die Analyse und denVersuch einer Vorschau auf die Zukunft, eines Mannes, der sich seit über sechzig Jahren mit diesem Konflikt beschäftigt, darüber mehr als ein Dutzend Bücher geschrieben und hier nun die Quintessenz seines langen Lebens niederschreibt.

Last not least: Ich möchte den Leser noch darauf aufmerksam rnachen und warnen, dass dieses Buch, bis auf das letzte Kapitel, vor mehr als 40 Jahren geschrieben wurde. Fast alles ist immer noch aktuell und lehrreich und man bekommt hier eine ausgezeichnete Einführung in einen schier unlösbaren Konflikt.

Aber dennoch trifft man ab uns zu auf Passagen, die zeitlich längst überholt sind und auf Formulierungen, die man heute schon lange nicht mehr benutzt. Zwar hat Uri Avnery bei der Druckvorbereitung alles noch einmal gelesen und korrigiert - so hat er z.B. statt Terroristen jetzt das Wort Guerillas benutzt, statt Israels Befreiungskrieg nur noch

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