Zwei Tage danach, als Israel noch mit der Umgruppierung seiner Regierung beschäftigt war, machte Nasser seine entscheidende Fehlrechnung. Auf der Suche nach einem Weg, den Angriff Israels zu vermeiden, ließ er König Hussein von Jordanien nach Kairo kommen. Damit wollte er den Israelis deutlich machen, dass ein eventueller Krieg an allen Grenzen Israels geführt werden würde. Die Wirkung war elektrisierend. Jedes Zaudern hörte mit einem Schlag auf. Der ägyptisch-jordanische Militärpakt beschwor ein Gespenst herauf, das jeder Israeli furchtet: die Möglichkeit einer großen arabischen Armee mit Ägyptern und Irakern, die nicht an der relativ fern gelegenen Südgrenze, sondern auch an der viel näheren und mehr exponierten jordanischen Grenze angreifen würde. (Ich kann von dem Fenster meiner Wohnung am Strand von Tel Aviv die West Bank Grenze ohne Mühe mit bloßem Auge erkennen. Sie liegt in Artillerieschussweite.) Die Nachricht, dass König Hussein sich mit seinem Erzfeind Nasser verbündet, seine Armee unter ägyptisches Kommando gestellt und seine Zustimmung gegeben hatte, dass weitere arabische Armeen sich der seinigen an der israelischen Front anschlössen, konnte nur eines für Israel bedeuten: dass es sofort zuschlagen und die ägyptische Armee vernichten müsse, ehe irgend jemand Zeit hatte, nach Jordanien zu marschieren.

Am nächsten Tag wurde unter starkem öffentlichen Druck General Moshe Dajan in die Regierung gebracht und zum Verteidigungsminister ernannt. Alle größeren Parteien wurden an der Regierung beteiligt. Nur zwölf von den 120 Abgeordneten in der Knesset, darunter ich selbst, waren nicht in die Regierungskoalition einbezogen. Mit der Ernennung Dajans, der als Vertreter einer besonders extremen antiarabisehen Haltung galt, hatte sich die Regierung zum sofortigen Angriff entschlossen.Während sich Nasser in der Illusion wiegte, seine Manöver hätten die Lage entschärft, wurden die letzten Anordnungen für den israelischen Kriegsplan getroffen. Die Armee war bereit zuzuschlagen.

Als Dajan seinen neuen Posten bezog, sagte er unter Anspielung auf die Feindschaft zwischen ihm und Eshkol: "Es bedurfte 80 000 ägyptischer Soldaten, um mich hierherzubringen." Das war buchstäblich wahr. Nasser war es durch eine Reihe von Fehlkalkulationen gelun¬

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