RUDYARD KIPLING UND TOLSTOI

Einen Tag nach dem Sechs-Tage-Krieg erfuhr ich, dass Julik während des Angriffs auf die syrischen Hügel gefallen war. Es war ein Schock.

Ich hatte Julik zuletzt gesehen, als er noch ein sechsjähriger Junge war, nicht gerade von überwältigender Schönheit, aber unwahrscheinlieh lebendig, das Gesicht mit Sommersprossen bedeckt. Er sprach ein reiches Hebräisch, das bei jedem anderen - außer bei einem KibbuzKind - unglaubwürdig geklungen hätte.

Meine erste Frage war: "Wie haben es Grischa und Nadja aufgenommen?" Und man sagte mir, sie hätten es so aufgenommen, wie zu erwarten war, nämlich ohne irgendein äußeres Zeichen von Kummer. Sie schienen diejenigen trösten zu wollen, die gekommen waren, sie zu trösten.

Grischa und Nadja sindjuliks Eltern. Ich kam öfters mit ihnen zusamnien, als ich noch mit Juliks Schwester befreundet war, die mich manchmal zu den jüdischen Feiertagen zu sich nach Hause in ihren Kibbuz eingeladen hatte. Sie müssen entsetzt gewesen sein, dass ihre Tochter mit jemandem wie mir zusammenkam - nicht nur einem

Jungen aus der Stadt, sondern einem, dem man nachsagte, dass er sich unglaublicher weise als Nichtzionist ausgebe. Kein Zionist sein - das muss für sie genauso befremdlich gewesen sein, als erklärte einer, er sei kein Mensch. Aber da ich ihr Gast war, bestanden sie darauf, mich zu allen Mahlzeiten in den gemeinschaftlichen Speiseraum zu begleiten und vor den feindlichen Blicken der übrigen Kibbuz-Mitglieder zu schützen, die offensichtlich genauso bestürzt waren wie sie selbst, solch ein fremdes Tier in ihrer Mitte zu haben.

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