er definitiv einen jüdischen Staat in Palästina ins Auge gefasst hat - der ganze Ton des Buches lässt eher darauf schließen, dass er, als er es schrieben ein anderes Land (z.B. Argentinien) dachte und dass die Bezugnahine auf Palästina als eine Alternative erst späterhin hineingebracht wurde, um Herzls zionistischen Freunden gerecht zu werden."

Weizinann fuhrt aus, dass beim Ersten Zionistenkongress von 1897, als Herzl sich der zionistischen Bewegung endgültig anschloss und damit den Gedanken an Palästina als das Land der jüdischen Wiedergebürt akzeptierte, die Formel von einem jüdischen Staat aus seinem Plan verschwand. Das von dem Kongress angenommene Programm

spricht nur von einer "öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte der Juden" in Palästina.

Zu jener Zeit stand der Imperialismus in seiner höchsten Blüte. Imperialismus war damals noch nicht ein pejorativer Begriff, gleichbedeutend mit Ausbeutung und Unterdrückung. Er war noch eine

glanzvolle, von idealistischem Geiste durchdrungene Idee. Die Dichtung Rudyard Kiplings, die des weißen Mannes Bürde verherrlichte, erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Cecil Rhodes in Südafrika war das Symbol des europäischen Supermannes, ein Held in den Augen aller. Niemand dachte auch nur im Entferntesten an das Erwachen von Asien und Afrika, an den jungen Nationalismus im Osten. Der schwarze und der braune Mann waren nur "Eingeborene", Barbaren (gegen die Europa verteidigt werden musste), die bloß zufällig Gegenden bewohnten, in die die europäischen Nationen Schiffe - und Armeen - sandten, um Rohmaterialien für die im Aufschwung begriffene Industrierevolution zu besorgen.

So war anfangs der Zionismus zu seiner Zeit und an seinem Ort nicht nur ein Teil der letzten Welle des europäischen Nationalismus, er war auch ein Teil der letzten Welle der imperialistischen Expansion Europas. Doch sehr bald sollte sich die Kraft dieser Welle erschöpft haben. Weniger als zehn Jahre später brachten die Japaner den Russen eine verheerende Niederlage bei und machten damit der Ara der unumstrittenen Vorherrschaft des Weißen Mannes ein Ende.

Vielleicht war es das Missgeschick des Zionismus, dass seine Geburtsstunde zu nahe an einem Schnittpunkt historischer Linien lag -

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