Zum siebzigsten Jahrestag des Ersten Zionistenkongresses wurde General Itzhak Rabin eingeladen, eine Gedenkrede zu halten. Die Feier fand in demselben Saal in Basel statt, in dem der erste Kongress getagt hatte. Gegen Ende seiner Rede versetzte der Sieger des Sechs-Tage-Krieges seine Zuhörer allesamt in Schrecken und Aufregung. Er verglich Israel mit dem Königreich von Jerusalem der Kreuzfahrer und kam zu dem Schluss, dass die Hauptgefahr für Israel in dem Rückgang der Einwandererzahl läge, so wie der Staat der Kreuzfahrer aus Mangel an neuem Blut in Verfall geraten war.
Für einen Außenstehenden mag in dieser Analogie nichts besonders Erschreckendes Hegen, aber für einen Israeli und zudem noch einen Generalstabschef grenzt der Vergleich Israels mit dem Kreuzfahrerstaat an Ketzerei. Der Durchschnittsisraeli erfährt nur sehr wenig über den zweihundertjährigen Aufenthalt der Kreuzfahrer in Palästina, dagegen sehr viel über das, was sich auf ihrem Weg nach Palästina abspielte. Die Gräueltaten, die die Kreuzfahrer und diejenigen, die sich als solche ausgaben, in Süddeutschland und sonst wo begingen, hinterließen in der jüdischen Geschichte einen unauslöschlichen Eindruck.
Aber es gibt noch einen zweiten Grund. Die Kreuzfahrer nahmen ein böses Ende. Nach acht Generationen währenden ununterbrochenen Kämpfen wurden sie zu guter Letzt buchstäblich ins Meer geworfen. Die Israelis fürchten, dass die bloße Analogie einen bösen Zauber über ihr eigenes historisches Experiment ausüben könne. Aus eben diesem Grunde vergleichen die Araber die Zionisten nur allzu gern mit den Kreuzfahrern, ein "automatischer" Vergleich, der natür-