scluw nicht belasten wollte.) Als das ganze Ausmaß des Schreckens deutlich wurde, erhielt Israel einen Schock, der Generationen nachwirken wird.
Man kann nichts, was heute in Israel geschieht, völlig verstehen, wenn man nicht den Schatten berücksichtigt, den dieser Massenmord über alles wirft. Er hängt über jeder einzelnen Handlung, jeder EntScheidung. Er hat eine Weltanschauung, eine Moral, eine Art instinktiver Reaktion entstehen lassen, die in zwei Worten zusammengefasst werden kann: Nie wieder. Direkt nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs bedeutete "nie wieder", dass die Hunderttausende von Juden, die nach der Ermordung von nahezu sechs Millionen Menschen in Europa übriggeblieben waren, sofort nach Palästina gebracht würden, in einen jüdischen Staat, damit aus diesen Wracks wieder Menschen werden könnten. "Nie wieder" hieß: Ein Staat muss geschaffen werden, damit nie wieder Juden hilflos dastehen ohne die Macht- und Verteidigungsmittel, die die nationale Souveränität verleiht.
Für Menschen wie Ben-Gurion bedeutete es viel mehr als das. Der Massenmord hatte in der gesamten Generation europäischer Juden in Palästina Emotionen erweckt, die lange geschlafen hatten. Die Zionisten, die nach Palästina gekommen waren, hatten sich mit aller Heftigkeit gegen die Traditionen des osteuropäischen Judentums gekehrt. Sie waren vorwiegend unreligiös, ja antireligiös und sahen in der Religion ein Hindernis für eine Verjüngung des Volkes. (Auch konnten sie nicht vergessen, dass fast alle Führer des orthodoxen Judentums Herzl und den Zionismus abgelehnt hatten, weil, wie sie sagten, die Errichtung eines jüdischen Staates und die Einsammlung der Verbannten ausschließlich dem Messias Vorbehalten seien. Sein Kommen könnte durchaus verzögert werden, wenn einige gottlose Sünder wie die Zionisten sich anmaßten, dieses Werk an seiner Statt zu tun.) Die Religion war damals abgeschrieben, desgleichen der größte Teil der jtidisehen Literatur, die das Leben im Getto verherrlichte. Die zionistische Literatur, die jedem jüdischen Kind in Palästina vertraut war, schilderte das Leben der Juden in Osteuropa als verächtlich und die gesamte Tradition und Folklore des Gettos als feige, verächtlich und parasitär. (Deshalb fühlen sich auch die israelischen Sabras den Juden in