Mannschaft wurde festgenommen, gefoltert und erst nach langen Verhandlungen nach Israel zurückgeschickt. Das Schiff selbst wurde beschlagnahmt.
Doch ein weit wichtigeres Ereignis lenkte schließlich die Aufmerksamkeit vom Suez-Kanal ab. Mitte Februar 1955 kehrte Ben-Gurion ins Verteidigungsministerium zurück. (Er beließ Sharett erst einmal, wenn nicht der Sache, so doch dem Namen nach, auf dem Posten des Ministerpräsidenten.) Zwei Wochen später griffen israelische Einheiten unter Ariel Sharon die Truppenlager in Gaza an. Dabei wurde eine große Anzahl Ägypter getötet. Dieser Vorfall wird heute als der Wendepunkt in der Geschichte des Nahen Ostens angesehen. Abd-el-Nasser hat mehrfach erklärt, dass er wegen dieses Angriffs, der die ganze Hilflosigkeit der ägyptischen Armee offenbarte, beschloss, Waffen aus dem Sowjetblock zu kaufen. Damit wurde den Sowjets zum ersten Mal Gelegenheit gegeben, in größerem Umfang im Nahen Osten Fuß zu fassen. Es besteht kein Zweifel, dass mit diesem Überfall die Periode der Einfalle und Gegenangriffe, der immer heftigeren und gewaltsameren Terror-und Vergeltungsmaßnahmen begann, die ihren Höhepunkt in dem mörderischen Feldzug der Fedayeeu fand und schließlich zum Sinai-Krieg vom Oktober 1956 führte.
Weshalb ist der Angriff erfolgt? Auf diese Frage gibt es keine klare Antwort. Was an Infiltrationsakten vorausgegangen war, war zwar schwerwiegend, jedoch keineswegs ungewöhnlich und verdiente gewiss nicht einen derart massiven Gegenschlag, der das gesamte Gleichgewicht im Nahen Osten erschütterte. Zyniker meinten, Ben-Gurion hätte zeigen wollen, dass der alte Mann wieder zurück sei; andere glauben, Dajan hätte seine Unabhängigkeit unter Beweis stellen wollen und seinen Auftrag wie gewöhnlich überschritten.
Aber der Gaza-Angriff bedeutete mehr als das. Er war im Grunde eine Kriegserklärung an Abd-el-Nasser und seinen Nationalismus, und so wurde er auch von Nasser selbst verstanden. Es scheint, dass der ägyptische Diktator, der selbst mit Verschwörungen zu tun gehabt und viel für geheime Unternehmungen übrig hatte, über die Tätigkeit des Spionagerings in Kairo nicht allzu sehr erschüttert war; doch der Angriff auf Gaza war eine andere Sache.