war, sie anzulegen. Als einmal eine Zeitschrift auf ihrer Umschlagseite ein Porträt von Dajan brachte, auf dem die linke Seite seines Gesichts besonders hervorgehoben wurde, empfand er es als Beleidigung. Doch gibt es keinen Politiker im Land, der ihn nicht um dieses Kennzeichen beneidet.

Doch Dajan hatte noch andere körperliche Paradoxa aufzuweisen. In Israel galt er als Symbol der Jugend. Viele Leute waren erstaunt, als sie hörten, dass er Großvater geworden war und im Mai 1967, vor seiner Ernennung zum Verteidigungsminister, seinen zwei und fünfzigsten Geburtstag feierte. Sein Gesicht war jung, fast mutwillig, und schien nicht zu seinem dicken, formlosen Körper zu gehören - dem Körper eines Bauern in mittleren Jahren mit dem schwerfälligen Gang eines Bauern. Während der letzten Jahre war sein Haar dünner geworden, was man aber über seinem jugendlichen Lächeln vergaß. Doch dieses Lächeln war ohne jede Wärme, es war nichts Frohes in ihm. Es war ein unbewegtes Lächeln, das bei allen öffentlichen Auftritten auf seinem Gesicht haftet.

Diese äußeren Widersprüche spiegelten innere Gegensätze wider. Die Eigenschaft, die Dajan vor allem zum Nationalhelden während der Tage der Unruhe und Sorge, die dem Sechs-Tage-Krieg vorausgingen, werden ließ, war seine Fähigkeit, ohne Widerstreben und Zögern Entscheidungen zu treffen. Die Öffentlichkeit wollte ihn, weil er das Gegenteil von Eshkol zu sein scheint, der (einem verbreiteten Witz zufolge), als er von einem Kellner gefragt wurde, ob er Tee oder Kaffee wünsche, zögerte und dann antwortete, "halb und halb". Doch der eigentliche Dajan entsprach seinem öffentlichen Image nicht. Er entschied schnell, doch oft widerspricht am nächsten Tag eine andere rasehe Entscheidung der gestern getroffenen. Seine Entscheidungen bilden ein Mosaik der Unentschlossenheit, ein systemloses Muster, das vielleicht schlimmer ist als bloßes Zögern. Während der letzten Monate hatten die Israelis Gelegenheit, mit diesem Muster vertraut zu werden. Dajan war gegen den militärischen Angriff auf die Altstadt von Jerusalem gewesen, doch von der Regierung überstimmt, war er der erste, der sich an der Klagemauer fotografieren ließ. Unmittelbar nach dem Krieg befahl er die Zerstörung der Stadt Kalkiliah und die

135