Während Ben-Gurion sich daranmachte, die Mapai-Partei zu
spalten und seine eigene Partei zu bilden, der Dajan im letztmögliehen Augenblick und dann auch nur unter Druck beitrat, verlor Dajan mehr und mehr die Geduld. Seine Tochter berichtet: "Als ihn das politische Leben auf die Hinterbänke der Opposition abdrängte, wurde er reizbar und ruhelos. Er war zurTat geboren, dafür geschahfen, im Mittelpunkt der Ereignisse zu stehen, Menschen den Weg zu weisen."
Die neue Ra/1-Partei stand mit ihren acht Prozent der Stimmen kaum im Mittelpunkt der Ereignisse, und sie zeigte den Wählern auch keinen klaren Weg. Die Aussichten waren in der Tat düster. Um der Langeweile zu entrinnen, könnte man meinen, und wenigstens wieder einige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ging Dajan als vielpublizierter Kriegsberichterstatter nach Vietnam. Seine Tochter fährt fort: "Er fand in seinerVietnam-Reise eine gewisse Entspannung. Als er zurückkam, stand er erneut vor der Frage:Was sollte er jetzt tun?"
Die Antwort auf diese Frage gab Gamal Abd-el-Nasser. Bei einer öffentlichen Meinungsumfrage kurz vor dem Krieg, in der die Leute angeben sollten, wen sie als Ministerpräsidenten vorziehen würden, erhielt Dajan nur vierzehn Prozent der Stimmen (kein besonders eindrucksvolles Ergebnis, wenn man bedenkt, dass sogar ich sieben Prozent erhielt). Jetzt aber, da man sich plötzlich einer anscheinend tödliehen Gefahr gegenübersah, verlangte man nach einem starken, jungen, energischen, charismatischen Führer im Krieg, nicht damit er den Krieg führe, sondern um einem psychologischen Bedürfnis zu geniigen. Unter starkem öffentlichen Druck wurde Dajan zwei Tage nach seinem zweiundfünfzigsten Geburtstag zum Verteidigungsminister bestellt. Als das Radio die Nachricht brachte, sprangen die Soldaten aus ihren Schützengräben, um sich gegenseitig zu umarmen. Das Land tat einen hörbaren Seufzer der Erleichterung. Der Mann, der sein Leben lang gegen die Araber gekämpft hatte, war für diese Stunde prädestiniert.
Welche Rolle hat Dajan eigentlich in diesem Krieg gespieltPViel ist darüber geschrieben worden, das meiste aber ohne nähere Kenntnis der Tatsachen.