DER IRRTUM DES KOLUMBUS

Am 12. Oktober 1492 landete Kolumbus auf der von den Indianern Guanahani genannte Bahama-Insel - und entdeckte die Neue Welt.

Aber Kolumbus hatte nicht die geringste Ahnung, was er eigentlich getan hatte. Nichts lag seinem Geiste ferner als die Entdeckung neuer Welten. Es war die älteste der Welten, die er zu erreichen suchte - Indien und die Gewürzinseln. Eine neue Welt wäre wirtschaftlich kaum interessant gewesen, so dass man sich fragen möchte, ob die ganze Expedition überhaupt zustande gekommen wäre, hätte man ihr Ergebnis vorausgesehen.

Doch Kolumbus, ausgerüstet mit nur den primitivsten Instrumenten und sehr geringen geographischen Kenntnissen, den Kopf voll falscher Vorstellungen, brach mutig auf ins Unbekannte und veränderte, ohne es zu merken, die Gestalt der Welt.

Etwas Ähnliches widerfuhr dem Zionismus, und darin liegen

ebenso wohl die Gründe für all seine inneren Konflikte wie die Lösungen seiner Probleme.

Der Zionismus ging von dem Gedanken aus, dass die Juden der

ganzen Welt eine Nation bilden - eine Nation im europäischen Sinne, d. h. eine Menschengruppe, die sich mit einem politischen Staat identifiziert, sei dieser existent oder erst zu errichten. Ging man von dieser Annahme aus, so war das Problem im Großen und Ganzen ein solches des Transports: Sobald man in Palästina für die Juden eine Heimat geschaffen hatte, würden alle oder wenigstens die meisten von ihnen dorthin ziehen, um in Herzls Judenstaat zu leben.

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