Die Religion spielt auch eine große, wenn auch weitgehend unbewusste Rolle in der demographischen Dynamik Israels. Jedem ausländischen Besucher Israels fällt die unglaubliche Vielzahl ethnischer Typen schon auf der Straße auf. Es gibt Juden der verschiedensten Farben, die vom nordischen Weiß bis zum Schwarz der Äthiopier reichen, mit vielen bräunlichen Nuancen dazwischen. Ganz offenbar gehört unsere Gesellschaft zu den ethnisch nicht fixierten.

Jeder, den man als Juden anerkennt, findet in Israel leichte Aufnähme. Es stimmt zwar, dass untergründig und häufig unbewusst ein beträchtliches Maß an Diskriminierung zwischen den verschiedenartigen Volksteilen herrscht, man sollte aber ihre Bedeutung nicht übertreiben. Juden europäischer Abkunft, die man auch Aschkenasim nennt (nach dem hebräischen Namen für Mittel- und Nordeuropa), neigen dazu, von oben herab auf die Juden mediterranen und östlichen UrSprungs zu blicken. Diese, die sogenannten Sephardim- (von Sepharad, dem hebräischen Namen für Spanien), gelten als kulturell unterlegen und ungebildet, so dass sich Aschkenasim-Eltern in vielen Fällen dagegen wehren, wenn ihre Kinder Sephardim heiraten wollen. Diskriminierung dieser Art findet man jedoch in vielen Ländern: Man denke etwa an die Einstellung der Norditaliener zu ihren sizilianischen Landsleuten. Wesentlich ist, dass kein Israeli - mit der möglichen Ausnähme von ein paar überspannten Elementen - eine derartige Diskriminierung bewusst billigt und dass sie in Zeiten nationaler Bedrängnis, wie etwa in dem letzten Krieg, vollends verschwindet. Dem Zionisten gilt jeder Jude gleich, woher er auch kommen mag und welche Sprache seine Muttersprache sein mag, denn sein Judentum zählt mehr als alle anderen Erwägungen. (Wenigstens in dieser Hinsicht gibt es kaum einen Unterschied zwischen Zionismus und Israeli-Nationalismus. Jede Spaltung seines Volkes bedauert der israelische Nationalist sogar mehr als der Zionist. Die gemeinsame Sprache und Kultur, das gemeinsame Schicksal der neuen Nation sollten seiner Meinung nach alles Trennende beseitigen, was die Einwanderer aus ihren Ursprungsländern mitbrachten.) Es ist so gut wie sicher, dass diese Art der Diskriminierung im Laufe der Zeit verschwindet und keine ernste Gefahr für den Staat bedeutet, so ärgerlich sie im Augenblick sein mag.

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