Politische Vorhaben und Ideen lassen sich nur mit Hilfe politischer Kräfte verwirklichen. Ehe wir daher die vorgeschlagenen Lösungen einer Prüfung unterziehen, sollen erst einmal die Struktur des politischen Lebens in Israel und die sich darauf auswirkenden Strömungen untersucht werden.Viel ist darüber geschrieben worden, doch im Grunde weiß man nur sehr wenig. Ein oberflächlicher ausländischer Beobachter wird immer die politischen Kräfte in Israel anders sehen, als sie in Wirklichkeit sind -
und das gilt hier in noch stärkerem Umfang als für andere Aspekte des israelischen Lebens.
Anscheinend gibt es in Israel eine verwirrende Vielzahl von Parteien. Während der Wahlen von 1965 erlangten elf Wahllisten geniigend Stimmen, um in der gegenwärtigen Knesset vertreten zu sein. Zwei dieser Listen waren für jeweils zwei Parteien zusammen aufgestellt worden, die sich aus taktischen Gründen zusammengeschlossen hatten. Die größte Liste gewann fünfundvierzig von den 120 Sitzen der Knesset, die kleinste nur einen.
Diese Mannigfaltigkeit der politischen Kräfte ist das Ergebnis des Verhältniswahlsystems: Der ganze Staat ist ein einziger großer Wählbezirk, und die Sitze werden entsprechend der Anzahl von Stimmen, die auf jede Wahlliste fallen, verteilt. So gehen keine Stimmen verloren.ini amerikanischen und britischen Wahlsystem dagegen kassiert der Gewinner alle Stimmen, und die Stimmen, die aufVerlierer fallen, sind verloren. Durch das System des Verhältniswahlrechts haben auch Minoritäten die Möglichkeit, im Parlament vertreten zu sein, und es ist