lung zu dieser Frage ist den Israelis völlig unverständlich.) Die Einrichtung eines Gesundheitsdienstes nach britischem Muster bot sich daher an. Doch die Gesundheitsfürsorge ist Sache der Krankenfonds, die zwar gute Arbeit leisten, aber wiederum den Parteien unterstehen, denen sie weiten Spielraum lassen für Begünstigung, finanzielle Transaktionen und zweifelhafte Praktiken. Niemand (und ganz bestimmt nicht die Sozialisten) tritt für eine Verstaatlichung des Gesundheitsdienstes ein. Das Gesundheitsministerium versucht nicht einmal, mit den Krankenfonds in Wettstreit zu treten. Sein Budget ist viel niedriger als das des größten Krankenfonds, der von der Histadnit betrieben wird. Die Hauptaufgabe des Gesundheitsministeriums besteht darin, Staatsgelder in Form von Subventionen und anderen Zuwendungen an die nichtstaatlichen Krankenfonds zu geben, die dadurch nur immer mächtiger werden.

Aufschlussreich ist ebenfalls die Überwachung der Erziehung in Israel. Vor Gründung des Staates hatte die hebräische Gemeinschaft, ohne sich weiter um das Erziehungsamt der Regierung zu kümmern, ein hervorragendes Erziehungssystem geschaffen. In allen Schulen wurde das zionistische Credo gelehrt, doch teilten sie sich in drei Kategorien: eine allgemeine, eine sozialistische und eine religiöse. Um der nationalen Einheit willen wurde diese Teilung nach der Gründung des Staates offiziell aufgegeben. In Wirklichkeit aber wird von der Nationalen Religionspartei weiterhin ein separates religiöses Schulwesen im Rahmen des allgemeinen öffentlichen Schulwesens unterhalten, das Tausenden von Parteimitgliedern einen Arbeitsplatz sichert und Zehntausende von jungen Anwärtern auf die Jugendorganisationen der Partei heranbildet. Zwei kleinere religiöse Parteien unterhalten ebenfalls unabhängige Schulsysteme, die von der Regierung finanziert werden.

Man kann diese Beispiele beliebig vervielfachen. Es gibt nur einen Bereich, auf den sie nicht anwendbar sind, das ist die Armee, die wirklich national ist. Mehr als die Hälfte der Wirtschaft gehört der Histadnit, die nicht nur die größte Gewerkschaft, sondern auch den größten Arbeitgeber im Lande darstellt. Hierdurch entsteht eine eigenartige Situation: Die größte Arbeiterorganisation hat gleichzeitig

182