selten klar voneinander zu trennen sind. Seihst aus einem solchen Prozess wie der Umwandlung einer Gemeinschaft von etwas über einer halben Million Einwohnern in einen souveränen Staat mit über zweieinhalb Millionen Einwohnern, der alle Attribute einer modernen Staatlichkeit hat, ist das Establishment unverändert hervorgegangen.

Für einen, der glaubt, dass zur Sicherung der Zukunft Israels ein tiefer struktureller Wandel nötig ist, könnte dies ein sehr pessimistisches Bild sein. Noch vor drei Jahren war man sich in Israel darüber einig, dass auch nicht die geringste Chance für das Aufkommen neuer politischer Kräfte bestände. Doch, um Ilja Ehrenburg zu zitieren: "Man könnte die ganze Welt mit Asphalt bedecken, früher oder später würde doch grünes Gras hindurch brechen." So groß auch die Macht des Establishments ist, so hat es doch seit langem jeden echten Kontakt zum Volk, vor allem zu der jüngeren Generation, verloren. Man hat allgemein erkannt, dass es nicht in der Lage ist, die eigentlichen Probleme des Landes, und vor allem die arabische Frage, zu lösen. Durch den Niedergang des Zionismus ist das Establishment im

Grunde überholt.

Der erste Grashalm, der vorsichtig durch den Asphalt hindurch bricht, ist die neue Partei, der ich angehöre. Während der Wahlen von 1965 geschah etwas, was man noch am Tage zuvor für unmöglich gehalten hätte: Zum ersten Mal seit den zwanziger Jahren stellte sich ein neues politisches Konzept der Wahl. Die neue Partei, die "Neue Kraft" (oder die Ha'olain Hazcli-Bewegung, weil sie aus dem Magazin dieses Namens hervorgegangen ist), erhielt 1,2 Prozent der Stimmen, gleichmäßig verteilt über das ganze Land, doch mit einem um vieles höheren Prozentsatz in der Armee, einigen Grenzsiedlungen und bei den israelischen Arabern. Ein kleiner, doch bedeutsamer Sieg. Es war auch ein billiger Sieg. Während andere Parteien viele Millionen israelische Pfund ausgaben, brachte die "Neue-Kraft"-Partei ungefähr vierzigtausend auf; auch war sie nicht in der Lage, irgendjemandem Stellungen oder Vorteile zu versprechen oder zu verschaffen.

Wichtiger noch ist, dass die Neue Kraft nicht zionistisch ist, und ihre Führer waren lange Jahre geächtet, weil sie für derart ketzerische

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