Die benachbarten arabischen Staaten, die mit ihren Armeen ihren Brüdern zu Hilfe gekommen waren, annektierten schließlich das, was von Palästina übriggeblieben war. Ende des Krieges hatte Palästina aufgehört, als politisches Gebilde zu existieren; es war aufgeteilt zwisehen Israel, Ägypten und Jordanien. Doch Palästina blieb eine geistige Realität.

Die Palästina-Araber fanden sich niemals damit ab., daß sie als Nation aufgehört hätten zu sein. In Jordanien, im Gaza-Streifen, in den über das ganze Areal verstreuten Flüchtlingslagern lebte die Idee von Palästina weiter. Sie wurde von den arabischen Staaten in ihren Kämpfen untereinander und gegen Israel ausgebeutet; jeder der verschiedenen Staaten versuchte sich die Rolle eines Schutzherrn der palästinensischen Nation anzumaßen. Ägypten machte den zweifelhaften Abenteurer Ahmed Schukairy, einen Flüchtling aus Haifa, zum Führer der Palästina-Befreiungsorganisation, ein Posten, den er im Dezember 1967 aufgeben musste. Hussein gab vor, sein schwankendes Königreich sei die wahre Personifizierung Palästinas. Die Syrer unterstützten die palästinensische El-Fatab ("Eroberung")-Organisation, deren Sabotageakte den direkten Anlass für die Krise von 1967 lieferten.

Die offizielle israelische Haltung hat je nach den Gegebenheiten zwischen einander diametral entgegen gesetzten Positionen geschwankt. Bis zum Krieg von 1948 vertrat die zionistische Führerschaft den Standpunkt, dass der Konflikt nur die Palästina-Araber beträfe, und sie erhob heftig Widerspruch, als Großbritannien an alle arabischen Staaten die Einladung richtete, am Gespräch über das Palästina-Problem teilzunehmen. Man glaubte, es handele sich hier um einen typischen Trick des perfiden Albion, uns um unsere Rechte zu betrügen und die Balfour-Deklaration zu annullieren. Nach dem Krieg von 1948 dagegen behauptete die Regierung von Israel, dass es weder Palästina noch eine imaginäre palästinensische Nation mehr gebe und dass der Konflikt jetzt nur gegenüber den arabischen Staaten existiere. Durch diese Haltung konnte man den Fragen bezüglich einer Festlegung der Grenzen und der Lösung des Flüchtlingsproblems aus dem Wege gehen, mit denen man durch die Anerkennung der Existenz einer Palästina-Nation unweigerlich konfrontiert gewe-

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