fernt; zukünftige Kriege wären praktisch unvermeidbar. Im besten Falle, also wenn die Araber zu einer Art von Friedensvereinbarung bereit wären, wäre Israel dennoch weiterhin von allen Seiten von den enteigneten Palästina-Arabern mit ihrer Sehnsucht nach einer eigenen nationalen Existenz umgeben - neue Unruhen wären unausbleiblich. Das Jerusalem-Problem - jetzt geeint und von Israel annektiert, steht die Stadt im Brennpunkt heftiger Emotionen auf beiden Seiten macht eine solche Lösung sogar noch unwahrscheinlicher.

Der zweite, entgegen gesetzte Vorschlag: die von allen extremeren Elementen in Israel laut geforderte Annexion aller oder zumindest des Großteils der besetzten Gebiete. Hier prallen zwei Grundtendenzen des Zionismus aufeinander: einmal der in seiner kolonisatorischen Ausrichtung begründete Expansionsdrang, der zumindest aufWiederherstellung der historischen Grenzen Palästinas drängt. Es ist für einen Alt-Zionisten ganz natürlich, für die "Befreiung" von ganz Palästina einzutreten, durch die für die jüdische Kolonisationsbewegung neue Gebiete erschlossen würden. Doch diese instinktive Forderung, ganz natürlich nach einem gewonnenen Krieg, stößt sich an einer anderen Grundidee des Zionismus: der Idee eines homogenen jüdischen Staates.

Israel hat die Eingliederung von 300.000 israelischen Arabern nicht zuwege gebracht; wie sollte es ihm also gelingen, nahezu eineinhalb Millionen zu absorbieren? Die Annexion der Gebiete und ihrer Bewohner würde Israel zu einem bi-nationalen Staat machen, ein Gedanke, der den meisten Israelis verhasst ist. Schlimmer noch, die Geburtenzuwachsrate der Palästina-Araber beträgt mehr als das Doppelte der Zuwachsrate der hebräischen Israelis (45 gegenüber 22 pro Tausend). Da überdies mit keinem Ansteigen der jüdischen Einwanderungsziffern zu rechnen ist, steht praktisch fest, dass in einem größeren Israel die Araber in weniger als einer Generation die Majorität bilden würden und somit das Ziel erreichten, das sie sich vor Schaffung des Staates Israel gesetzt hatten - ein Palästina-Staat, der von einer arabisehen Majorität regiert wird und die Mittel in der Hand hat, der EinWanderung Halt zu gebieten. Es mag einige verrückte Außenseiter geben, die meinen, die Araber sollten und könnten im Lauf der Zeit aus dem Lande vertrieben werden, so dass ganz Palästina ein homoge¬

197