Auf dem Höhepunkt des Sechs-Tage-Krieges wurde ein deutscher Journalist, der für eine Münchener Zeitung über den Krieg Bericht erstattete, von seinem Redakteur angerufen.
"Wird unsere Armee siegen?" fragte der Redakteur besorgt.
Diese kleine Episode war nur eine von vielen, die zeigten, wie stark sich viele Deutsche während des Krieges mit der israelischen Armee identifizierten. Kein anderes Volk der Welt scheint ähnlich empfunden zu haben.
Das lässt sich natürlich weitgehend durch das Schuldgefühl vieler guter Menschen in Deutschland erklären. Vor ihnen stand das Gespenst einer neuen Massenvernichtung, der auch noch diejenigen, die Hitlers Todesfabriken entronnen waren, zum Opfer fallen würden.
Doch ich glaube, dass das nur die halbe Antwort ist. Auffallend war, dass einige der Deutschen, die sich so stark mit unserer Armee identifizierten, deutsche Militaristen waren, denen nicht gerade eine ausgesprachen antinazistische Haltung nachgesagt wurde. Es muss, abgesehen von allem übrigen, ein eigenartiges Gefühl der Verwandtschaft bestanden haben, das weit hinter die Nazi-Epoche zurückreicht.
Im Anschluss an den Sinai-Krieg von 1956 besuchte ich zum ersten Mal nach 24 Jahren meine Heimatstadt Hannover. Damals war ich stark von den Ideen Graf Baudissins beeindruckt, der eine neue Art demokratischer Volksarmee schaffen wollte. Vieles erinnerte dabei an die Vorstellungen, die man sich in der israelischen Armee machte, als diese aus einer Untergrundkampftruppe in eine reguläre Armee um¬