dem Lamm niederlegen würde, hatten die hellenischen Völker mit einem Mangel an Land zu kämpfen bei gleichzeitigem Anschwellen der Bevölkerung. Während andere Griechen das Problem durch Gründung von Kolonien an fernen Gestaden lösten, entschlossen sich die Spartaner für einen anderen Weg: Sie griffen die ihnen benachbarten Messener, Griechen wie sie selbst, an und teilten ihr Land unter sich auf.

Der erste Eroberungskrieg währte sechzehn Jahre und endete mit dem Sieg der Spartaner. Doch es zeigte sich, dass es viel schwieriger war, die besetzten Gebiete zu halten, als sie zu erobern. Die Messener revoltierten, und der zweite Krieg, der dreißig Jahre währte, war um vieles schrecklicher und grausamer als der erste. Er veränderte das Gesicht Spartas. Von da an bis zum Ende seiner Geschichte kreiste das Leben in Sparta um eine einzige alles beherrschende Aufgabe: die Eingeborenen der besetzten Gebiete zu unterjochen und neue Gebiete zu erobern.

Das Leben der Spartaner war ausschließlich dem Krieg geweiht. Sie schufen eine wahrhaft exemplarische Gesellschaft, die, in ihrem innersten Kern demokratisch und egalitär, selbst jemanden wie Plato begeiSterte (den Lieblingsphilosophen unseres guten David Ben-Gurion). In dieser Gesellschaft galten adelige Geburt und materieller Reichtum so gut wie nichts, das persönliche Verdienst im Dienst am Staat dagegen alles.

Schwache Kinder wurden ihrem Schicksal überlassen. Mut, Disziplin, Opferbereitschaft, Mäßigkeit wurden zu den spartanischen Tugenden, denen man alles andere erbarmungslos opferte. Jede künstlerische Produktivität hörte auf. Statt in musikalische Chöre einzutreten, schlossen sich die jungen Leute der Geheimpolizei an. Korruption und Verfall waren die Folge. Selbst die militärischen Tugenden konnten unter den herrschenden Bedingungen nicht lange erhalten bleiben, Bedingungen, bei denen ein eroberter Bevölkerungsteil ständig von einer Herrenrasse unterdrückt und ausgebeutet wurde.

Um die gleiche Zeit erlebte Athen einen kulturellen Aufschwung. Anstatt die Kraft ihres Volkes auf Krieg und Unterjochung zu konzen¬

233