6. April 2012

״Gieße Deinen Grimm über sie...2"

Ich schreibe dies am Freitagabend, dem Vorabend von Pessach. ln diesem Augenblick sind Millionen Juden in der Welt um den Familientisch versammelt und halten Seder, indem sie laut alle aus demselben Buch, der Haggadah, lesen, in dem die Geschichte vom Auszug aus Ägypten, dem Exodus, erzählt wird.

Der Einfluss dieses Buches auf das jüdische Leben ist ungeheuer. Jeder Jude nimmt seit frühester Kindheit an dieser Zeremonie teil und spielt im Ritual eine aktive Rolle. Überall, wohin ein jüdischer Mann oder eine jüdische Frau in ihrem späteren Leben gehen, nehmen sie eine Erinnerung an die Wärme und Zusammengehörigkeit der Familie mit, der magischen AtmoSphäre und dazu die offenbare und unter der Schwelle des Bewusstseins befindliche Botschaft, die der Text vermittelt.

Derjenige, der das Seder- (״Ordnung") Ritual viele Jahrhunderte zuvor erfunden hat, war ein Genie. Alle menschlichen Sinne sind beteiligt: sehen, hören, riechen, berühren, schmecken. Zum Ritual gehört es, eine ritualisierte Mahlzeit einzunehmen, vier Gläser Wein zu trinken, verschiedene symbolisehe Gegenstände zu berühren, ein Spiel mit den Kindern zu spielen (ein verstecktes Stück Mazze suchen). Die Feier endet mit dem gemeinsamen Singen einiger religiöser Lieder. Die Wirkung von alledem ist magisch.

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