Stärker als jeder andere jüdische Text baut die Haggadah das jüdische Bewusstsein auf - oder eher: Unterbewusstsein heute ebenso wie in der Vergangenheit, und beeinflusst unser kollektives Verhalten und die israelische Nationalpolitik.

Man kann dieses Buch auf viele verschiedene Weisen betrachten.

LITERATUR: Als literarisches Werk ist die Haggadah eher von geringem Wert. Der Text entbehrt der Schönheit und ist voller Wiederholungen, Plattitüden und Banalitäten.

Das mag überraschen. Die hebräische Bibel - die Bibel in Hebräisch - ist ein Werk einzigartiger Schönheit. An vielen Stellen ist ihre Schönheit berauschend. Die Gipfel der westlichen Kultur: Homer, Shakespeare, Goethe, Tolstoi - können ihr nicht das Wasser reichen. Auch spätere religiöse jüdische Texte: Mischna, Talmud und so weiter, enthalten Passagen von literarischem Wert, allerdings sind sie nicht so erhebend. Die Haggadah hat keinen hohen literarischen Wert. Sie ist ein Text, der rein zur Indoktrinierung erdacht ist.

GESCHICHTE: Sie ist keine. Zwar erhebt sie den Anspruch, Geschichte zu erzählen, hat jedoch nichts mit wirklicher Geschichte zu tun.

Nicht mehr der geringste Zweifel kann daran bestehen, dass sich der Exodus niemals ereignet hat. Weder der Exodus noch die Wüstenwanderung noch die Eroberung Kanaans.

Die Ägypter waren besessene Geschichtsschreiber. Viele Zehntausende von Tafeln sind bereits entziffert worden. Es wäre unmöglich gewesen, dass ein Ereignis wie der Exodus hätte stattfinden können, ohne dass lang und breit darüber berich¬

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