barn zu stehlen. Es ist schon recht seltsam, dass der biblische Geschichtenerzähler, der ja gewiss tief religiös war, nicht diese Einzelheit wegließ. Und das gerade einmal ein paar Wochen, bevor Gott persönlich den Israeliten die Zehn Gebote übergab, darunter auch: ״Du sollst nicht stehlen!"

Niemand scheint sich jemals viele Gedanken über die ethische Seite der Eroberung Kanaans gemacht zu haben. Gott versprach den Kindern Israels ein Land, das die Heimat anderer Völker war. Er sagte ihnen, sie sollten diese Völker töten und befahl ihnen ausdrücklich, Völkermord zu begehen. Aus einem besonderen Grund griff Er das Volk der Amalekiter heraus und befahl den Israeliten, es ganz und gar auszurotten. Später wurde der ruhmreiche König Saul von Seinem Propheten entthront, weil er Gnade gezeigt und seine amalekitischen Kriegsgefangen, Männer, Frauen und Kinder, nicht ermordet hatte.

Natürlich sind diese Texte von Menschen in längst vergangenen Zeiten geschrieben worden, als die Ethik der Einzelnen und der Nationen - also auch die Kriegsregeln - eine andere war als heute. Aber die Haggadah wird - heute wie früher unkritisch rezitiert, ohne dass jemand über diese schrecklichen Aspekte nachdenkt. Besonders in den religiösen Schulen im heutigen Israel nehmen Lehrer und Schüler das Gebot, Völkermord an der nicht-jüdischen Bevölkerung Palästinas zu begehen, ziemlich wörtlich.

INDOKTRINATION: Darum geht es mir vor allem in diesen

Reflexionen.

Es gibt in der Haggadah zwei Sätze, die immer starken Einfluss auf die jeweilige Gegenwart hatten und auch auf die heutige Gegenwart haben.

33