ling. Er trat niemals in seine Partei ein. Seine Geisteshaltung wurde durch ein persönliches Trauma verstärkt: Sein ältester Sohn Jonathan, der Befehlshaber der spektakulären Operation Entebbe in Uganda, war der einzige israelische Soldat, der dabei getötet wurde.

Er scheint von seinem zweiten Sohn keine so hohe Meinung gehabt zu haben. Einmal sagte er öffentlich, dass Benjamin unfähig zum Amt des Premierministers sei, dass er aber einen guten Außenminister abgeben würde - ein unheimlich treffendes Urteil, wenn man die Aufgabe des Außenministers als Marketing ansieht.

Die Familie, in der ״Bibi" aufwuchs, war nicht sehr glücklich. Der Vater war ein zutiefst verbitterter Mann. Als Historiker wurde er von der akademischen Welt in Jerusalem niemals akzeptiert, denn sie hielt seine Theorien für unzutreffend. (Hauptsächlich die, dass die Inquisition die Marranen - Juden, die Christen geworden waren, um Spanien nicht verlassen zu müssen - nicht darum verfolgt habe, weil sie ihr Judentum im Geheimen ausübten, sondern aus purem Antisemitismus. Das war ein Angriff auf eine der am meisten in Ehren gehaltenen Lehren der jüdischen Mythologie: dass diese Juden ihrem Glauben bis zum Tod auf dem Scheiterhaufen treu geblieben seien.) Da der Vater in Jerusalem keine Professur bekam, wanderte er in die USA aus, wo Benjamin aufwuchs und den Namen Benjamin Gitai annahm. Der Vater vergab dem israelisehen Establishment bis zu seinem Tode nicht.

Der Mythos vom großen Historiker, der sich mit seiner gigantischen Aufgabe quälte, war die tägliche Realität im Hause Netanjahu, zuerst in Amerika und später in Jerusalem. Die drei Söhne mussten auf Zehenspitzen schleichen und durften nicht den geringsten Lärm machen, der den großen Mann hätte stö¬

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