Die Orthodoxen werden von den Israelis als Teil der jüdischisraelischen Gemeinschaft angesehen, während sie sich doch wie ein fremdes Volk verhalten. Nicht nur, dass sie nicht vor der israelischen Fahne salutieren (wie gesagt: den Gebetsschal mit dem Davidstern) und sich weigern, den Unabhängigkeitstag zu feiern (ebenso wie die arabischen Bürger), sondern sie verweigern auch den Dienst in der Armee und jeden anderen nationalen Dienst.

Dies ist zurzeit der Hauptstreitpunkt in Israel. Offiziell erheben die Orthodoxen den Anspruch, dass alle ihre jungen Männer, die eingezogen werden müssten - es sind jährlich etwa 15 Tausend - damit beschäftigt seien, den Talmud zu studieren, und dass sie damit nicht einen einzigen Tag lang, geschweige denn drei fahre lang wie gewöhnliche Studenten, aufhören könnten. Ein Rabbiner erklärte letzte Woche, dass sie dem Land tatsächlich mehr als gewöhnliche Kampfsoldaten dienten, weil sie den göttlichen Schutz des Staates sicherstellten.

Der Oberste Gerichtshof scheint vom göttlichen Schutz nicht besonders beeindruckt zu sein, denn er setzte kürzlich das Gesetz außer Kraft, das die Orthodoxen vom Wehrdienst befreit. Damit verursachte er eine Rauferei um Alternativen. Ein neues Gesetz, das den Gerichtshof umgeht, ist in Arbeit.

Tatsächlich werden die Orthodoxen niemals erlauben, dass ihre Kinder in die Armee eintreten, weil sie die berechtigte Befürchtung haben, dass sie von gewöhnlichen Israelis angesteckt werden, dass sie z. B. etwas über Nachtclubs, Fernsehen und - Gott verhüte! - über Flaschisch erführen und, was am schlimmsten wäre, dass sie Soldatinnen beim Singen zuhörten, was vom jüdischen Religionsgesetz als absolute Scheußlichkeit betrachtet wird.

87