chen Vierteln Jerusalems ist es ganz normal, dass man eine schwangere Frau um die 30 sieht, die von einer Menge ihrer Abkömmlinge umgeben ist und die einen Säugling auf dem Arm trägt. Familien mit 10 oder 12 Kindern sind keine Seitenheit.

EIN BEKANNTER israelischer Kommentator, eine Fernseh-

Persönlichkeit, schrieb, dass die Orthodoxen ״zusammengepfercht" werden sollten. Ein orthodoxer Schreiber ergoss seinen Zorn über ״säkulare" Persönlichkeiten, die nicht dagegen protestiert hätten. Er hob dabei den ״unermüdlichen Ideologen Uri Avnery" hervor. Deshalb sollte ich meine Einstellung verdeutlichen.

Als atheistischer Israeli respektiere ich die Orthodoxen als das, was sie sind: eine unterschiedliche Einheit. Man könnte sagen: ein anderes Volk. Sie leben in Israel, aber sie sind keine richtigen Israelis. Für sie ist der israelische Staat ein Staat wie jeder andere (nicht jüdische) Staat und die Israelis sind für sie wie alle anderen Gojim (Nichtjuden). Der Unterschied ist nur, dass sie den Staat, da sie die israelische Staatsangehörigkeit besitzen, schamlos melken können. Wir finanzieren faktisch ihre Existenz: ihre Kinder, ihre Schulen, ihr Leben ohne Broterwerb.

Mein Vorschlag für einen dauerhaften Modus vivendi ist der

folgende:

Erstens: vollkommene Trennung zwischen Staat und Religion. Alle Gesetze, die auf Religion basieren, werden abgeschafft.

Zweitens: Den Orthodoxen sollte vollständige Autonomie gewährt werden. Sie sollten ihre repräsentativen Institutionen wählen und sich in allen religiösen, kulturellen und Bildungs¬

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