sein: Über den Jom-Kippur-Krieg 1973 sagte sie, es sei ״ein Kampf zwischen zivilisierten Menschen und Wilden" gewesen, und verglich die Israelis mit den weißen Amerikanern, die gegen die Rothäute gekämpft hatten.
Kein Wunder, dass sie posthum zum Liebling der Tea-PartyFanatiker wurde, die jetzt die Republikanische Partei beherrsehen. Und kein Wunder, dass Paul Ryan sie stolz als eine seiner bedeutendsten Lehrer bezeichnet.
(Ayn Rand starb 1982 im Alter von 77 Jahren. Ihrem Begräbnis wohnten ihre Anhänger bei, darunter Alan Greenspan, einer der Totengräber der US-Wirtschaft.)
In den Lehren dieser jüdischen weißrussischen Predigerin des extremen Egoismus gibt es etwas, das sich auf die ursprünglichen amerikanischen Mythen: den Mythos vom rücksichtslosen Individualismus, dem von der Revolver-HeldenWildwest-Selbstständigkeit und dem vom Hass gegen den
herrschsüchtigen Staat (was auf König Georg den Dritten zurückgeht) beruft. Aber wir leben nun - Herrgott nochmal nicht mehr im 18. Jahrhundert!
ZWAR HABE ich nie Philosophie studiert, jedoch habe ich hier und da ein paar Dutzend Bücher darüber aufgelesen. Ayn Rands Theorien kamen mir immer etwas pubertär vor.
Da kommt mir ein Bild in den Sinn: Der verstorbene israelisehe Schriftsteller Pinchas Sadeh erzählte, wie er einmal als Jugendlicher in der Bücherei des Kibbuz eine Leiter hochgestiegen sei, ein Buch von Nietzsche aus dem Regal genommen und dort oben ein paar Stunden gestanden habe, weil er nicht mit Lesen habe aufhören können. Es war, denke ich, Also
sprach Zarathustra, ein gefährliches Buch für junge Menschen.